[21. Kabarettprogramm]

Freiheit. Gleichheit. Widerlichkeit.

 

Die Gedanken sind frei, doch wehe man spricht sie aus. Und steht am Anfang erst ein Mal das Wort, folgt dann auch bald die Tat. Das wusste schon Faust. Und wer sich frei versammelt, sammelt allzu oft auch blaue Flecken und bekommt zu spüren, was eine schlagkräftige Faust bedeutet.

Doch Freiheit ist ein großes Wort. So groß, dass sie uns allen scheinbar zu gewaltig geworden ist. Und was zu groß wird, muss man eben klein kriegen. Doch im Muss steckt Zwang und man muss sich fragen, ob wir die Freiheit müssen. Andere missen sie, das ist erwiesen. Und da dies definitiv nicht muss, nimmt das Land der Freiheit sich selbige, um sie den anderen zu bringen. Die müssen es ertragen und haben keine Wahl. Wir haben die Wahl und müssen es ertragen – was dabei rauskommt. So koaliert es bunt vor sich hin und wir sollen, für die Zukunft, wieder schwarzsehen.

Wir dagegen sind so frei und nehmen es hin. Doch wo ist unsere Freiheit? Wir haben die Freiheit zu entscheiden, wer Entscheidungen in unserem Namen treffen darf. Nur treffen diese selten ins Schwarze, wenn es um den Wunsch des Bürgers geht. Und wir denken nur: Die Freiheit ist das wohl nicht.

Dafür sollen wir viel! Doch die Kluft zwischen Soll und Haben wird nicht kleiner. Freiheit muss man sich eben leisten können. Und wer nichts leistet, muss eben mit der Freiheit zahlen. Für alles andere gibt es Master Card. So sehen es zumindest die, die eine haben. Und Ulli Hoeneß. Bei uns bekommt man halt, was man verdient. Das sagte sich auch die Friseurin, die den Mindestlohn nicht hat und statt roten Konzepte zu durchkämen, geht sie jetzt schwarz arbeiten.

Denn auf dem freien Markt kann jeder kaufen und verkaufen, was er will. Auch sich selbst – und andere. Und sein Gewissen. Wenn letzteres erst weg ist, dann lebt es sich viel freier. Doch wo nur? Frei leben können wir, doch das Bleiberecht kann gehen. Und wenn es gegangen ist, geht man sehr schnell hinterher. Man will es ja wieder haben. Nur eben anderswo. So lieben wir unsere Freiheit, die freie Liebe aber scheinbar nicht alle. Und so verwandelt sich ein Regenbogen in bunte Ringe, die bekanntlich zum Knechten gemacht sind. Und so gleicht die Freiheit ihrem Gegenteil.

Und wir denken nur: Die Freiheit ist das wieder nich. Widerlich.

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