[14. Kabarettprogramm]

(V)ergeben Sie sich

 

„Ergeben Sie sich“ hallt es schein bar aus allen Ecken der Erde – und schon das ist paradox. Von allen Seiten gelangen Rufe an unser Ohr, wie, wann und wo wir unser Sein verleben dürfen. Zudem sollen wir uns den Forderungen von „Oben“ bedingungslos ergeben, damit uns für unser Dasein vergeben wird. Dabei wird doch so vieles vergeben, dass wir uns nur noch dem ergeben können! Oder? Die Welt vergab die Spiele an das Land der Mitte, nur das Brot hat das olympische Komitee vergessen. Und wenn dieses von der Religiosität eingefordert wird, dann beginnt der Biathlon – und das im Sommer. Die einen schießen und die andern dürfen laufen, nämlich weg. Mit dem Vergeben dieses Wettkampfes der Völker vergab man ihnen somit alle Verletzungen der Menschenrechte – ist ja auch kein Völkerrecht – und die Massen ergaben sich dem sportlich bunten Einerlei, aber ohne Milchbrei. Nur so nebenbei, was ist eigentlich mit den Mönchen passiert? Sie vergaben jedenfalls ihr Leben, um sich nicht zu ergeben. Aber das kann eine Wirtschaftswelt, wie diese, nicht aus der Bahn werfen. Da muss ein Freitag schon mal wieder schwarz werden – vor Spekulation. Denn in Zeiten der allseits beschworenen Globalisierung vergibt der Banker schnell einen Kredit, aber ob das Darlehen immer vom Soll zum Haben wechselt? Und jetzt haben wir den Rezessionssalat. Und der muss noch trocken geschleudert werden. Denn die Banken ergeben sich der Börse und die Börse ergibt sich dem Kurs und der vergibt nichts. Wenn der Bär erst einmal brüllt, dann nimmt jeder Stier reis aus, ob in New York, Frankfurt oder Tokio – auch eine Form der Völkerverständigung. Und so riefen zum Schluß die Banken: „Vergebt uns unsere Schuld“ und der Staat vergab ihnen ihre Schulden. Probieren Sie das mal bei ihrer Bank! Aber nicht nur das Verleihen von Geld wird immer kniffliger, sondern auch das Vergeben von Preisen ist in unserem Medienland nicht mehr so einfach, denn sogar Päpste, auch wenn es nur die der Literatur sind, ergeben sich nicht mehr jedem Plexiglasklotz. Eher klotzen sie mal, anstatt zu kleckern und sagen, dass dies nicht ihres ist und warum auch nicht. Oder, wer hat sich hier welchem Bedürfnis ergeben? Doch was war zuerst da? Das Angebot oder die Nachfrage? Der Bohlen oder „Deutschland sucht den Superstar“? Eine Frage die wir gerne an das Huhn weitergeben, wenn es das Ei gefunden hat. Aber während das blinde Huhn ab und zu mal ein prozentiges Korn findet, findet der bundesrepublikanische Schüler nur die Leere und die ohne h. In unserem Land wird der Dummheit nicht vergeben, aber man ergibt sich ihr. Denn das Präkariat ist einfacher zu führen als der Denkende. Da muss man aufpassen, wer welchem Herrn dient und wer der Herr ist. Zum Schluß heißt es dann halt wieder: Vergeben Sie sich, denn der Mensch weis nicht, was er tut – oder doch?

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